Ewart Reders literarisches Webschaufenster

                             Immer noch Sie.
                            Na hören Sie mal ...
                            Immer noch hier ...
                            Wie bitte, wo denn?
                            ... hin? Eben.
                            Was?
                            Ja, was ist Ihr Ziel ...?
                            ... Ziel? ...
                            Reiseziel!
                            Ach Reisen ...

 

..., richtig, ist das Thema der neuen Wiesenburg-Anthologie, u.a. mit Yoko Tawada, Juli Zeh, Miachael Krüger und Ewart Reder. Die "Süddeutsche" schrieb:

Kurs nach Sansibar

15 Reisegeschichten der anderen Art: „Zwischen
den Orten“

Der März in München ist schuld am Fernweh. Es ist
nicht, wie viele behaupten, der graue November, der in
mir die Sehnsucht nach fremden Ländern weckt, nein, es
sind die ersten verheißungsvollen warmen Sonnentage.
Behaupte ich. Mag sein, dass es noch einen anderen
Grund gibt. Mag sein, dass es das Buch „Zwischen den
Orten“ war, in dem 15 Autoren über das Reisen
schreiben, dass vielleicht Gerd Berghofers „spanischer
Flötenspieler“ oder Yoko Tawadas „sofiotischer
Märzwind“ mich mit dem Reisefieber infiziert haben.

Reisen ist ein dehnbarer Begriff. Es kann das Verweilen an
einem fremden Ort bedeuten, das Erkunden unbekannten
Terrains, aber auch die Bewegung, um das Ziel zu
erreichen, das einen dann an sich enttäuscht und
wünschen macht, man wäre nie angekommen. Gleichsam
wandelt sich der Reisende während der verschiedenen
Etappen: Ein Anonymer, Ortloser ist er während des
Weges, ein fremder Neugieriger schließlich am Ziel. Wen
wundert’s, dass die Autoren – von Thomas Bauer bis Julie
Zeh – das Thema so unterschiedlich behandelt haben. Da
ist Stefan Beuse, der auf einem Luftkissenboot von Italien
nach Griechenland übersetzt und dabei der Stewardess –
„It’s like in a plane“ – die Tüte reicht, als sie sich übergibt.
Oder Dieter P. Meier-Lenz, dessen pure, boshafte Lust am
Leute-Beobachten ihn dazu bringt, die selbe Strecke mit
der guten Deutschen Bahn hin und anschließend gleich
wieder zurückzufahren. Da ist aber auch Alexander
Grubner, der bei der Beschreibung seines Mykenes in die
altgriechische Mythenwelt eintaucht und den Artridenfluch
in homerisch anmutenden Versen lebendig werden lässt:
Aus Sicht Orests entsteht blutig der Gattenmord
Klytämnestras an Agamemnon, seinem Vater; Iphigenies
Blick nehmen wir ein kurz vor ihrer Opferung durch ihren
Vater, eben diesen Agamemnon, der durch den Fluch
zugleich Täter wie Opfer ist.

So unterschiedlich der Inhalt, so ungleich ist die Form der
Texte: Der klassische Reisebericht begegnet dem sich auf
Lesereise Befindlichen ebenso wie Kurzgeschichten und
Gedichte, gar nahezu expressionistische Skizzen. Ein
Buch für Reisende. Und Daheimgebliebene.

nafi

THOMAS BAUER (Hrsg.): Zwischen den Orten.
Wiesenburg Verlag, Schweinfurt, 2003. 203 Seiten, 17
Euro.

 


 
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