Gedichte von Ewart Reder
Nele Mint
Wohlan, „Kleiderfarben“ ist es heute, sucht Euch etwas aus! „Kleiderfarben“
zeigt uns der Poet Ewart Reder in seinem neuen Gedichtband, soeben erschienen
im Axel Dielmann-Verlag in Frankfurt am Main.
Er beschreibt die See, Pommern, Nürnberg, fremde-ehemalige Freunde, ein
Telefonat der falschen Sprüche, den liebenden Blick auf die Frau, aber
vor allem beschreibt er starke Innerlichkeit, hat er den Blick des Suchenden,
der dahinter schaut, auf unsere Zeit, die viele Kleider trägt. Er nimmt
auseinander und lässt stehen was wahr ist, lädt uns ein, seine wache
Intelligenz zu teilen.
Sein Fazit zu den Mitmenschen ist befreit einfach und ungeschönt, deshalb
so klar und so gut. Überlegt und kritisch stehen auf 77 Seiten die Summen
seiner Arbeit. Hier hat einer Lebenserfahrung, hier fahren uns die Buchstaben
auf eine Reise über das Land, bewundern wir mit ihm, was „wächst
in jungen Träumen / aus der Haut / zum nächstbesten Himmel“.
Wir können seinen Augen vertrauen, seinen Beschreibungen, poetische Bilder
umsetzen und ihn verstehen.
Tanzt die Lorelei heute einen Rap am Rhein? Kennen wir auch diese „Halbtagsheimat“
Schule? „Waschbeton Siebziger Lernfabrik.“ Ja, wir sind mit ihm.
Ein wirklicher Dichter verdichtet, und das hat Reder zumeist getan, am besten
wirken daher seine kurzen Zeilen, als bliebe der Kern von einer Frucht übrig,
der Samen, zum Weiterleben. Wenn sich jeder wirklich etwas aussuchen darf -
und ganz sicher dürfen wir - so ist es für mich der „Epilog“:
„Soll ich behalten / was du gesagt hast? Oder bringt es mich um / weil
du mich dabei ansahst? / Graben darf ich nicht mehr / denn da wär mein
Herz. / Noch weniger aufhören / weil in meinem Schmerz / du bist.“
Er findet erstaunliche Worte, die Gefühl sind, die fühlen können,
und so hat dieses dünne Büchlein weit mehr als manches dicke. Ein
gelungener Meilenstein in Reders Schaffen.
Fliegende Literatur-Blätter 2/2002
Ewart
Reder: "Kleiderfarben"
Gedichte. Axel Dielmann Verlag, Frankfurt.
77 Seiten.
ISBN 3-933974-28-3.
EUR 12,-.